Geschlechtsidentitäten ohne Ende?
Binär-heteromaskuline Genussprache Deutsch im Fokus der Versprachlichung aller
Proseminar: Sommersemester 2022, Institut für Germanistik, Universität Wien
Geschlecht und Geschlechtlichkeit wurde und wird noch gemeinhin als weiblich und männlich wahrgenommen – heterobinär. Die rechtliche Anerkennung von intersexuell oder intergeschlechtlich Geborenen war ein wichtiger Schritt, hat gesellschaftlich noch nicht alle erreicht, was sich auch in der Standardsprache und ihrer Normierung zeigt. So wurden nur sporadisch und vereinzelt Begriffe wie etwa divers für intergeschlechtlich und weitere Neologismen wie Gender oder genderfluid aus dem Bereich Geschlechtlichkeit und Geschlechtsidentität in die aktuelle Dudenausgabe aufgenommen. Diese nur additive Hinzufügung von Genderismen ändert an der Vorherrschaft heteromaskulin bestimmter Geschlechtlichkeit nur sehr wenig, da die lexikologische Einbindung innerhalb der semantischen Relationen fehlt.
Die präfeministische und heterobinäre Strukturierung des Wortschatzes wurde nicht wirklich angetastet, denn dafür wäre eine qualtitative Einbindung von Sexualität und Gender als tatsächlicher Überbegriff für alle Mensch:innen mit den Unterbegriffen Geschlechtlichkeit, Geschlechtsidentität und den sexuellen Orientierungen notwendig – mit der heterosexuellen als eine unter ihnen und nicht als die Sexualität schlechthing. Diese Gleichsetzung des heteromaskuliner mit der allgemeinmenschlicher Sexualität besteht weiter. Eine Verschiebung oder ein Shifting innerhalb der geschlechtsspezifischen Hierarchien von Geschlechtlichkeit hat noch nicht stattgefunden. Sie ist aber die Voraussetzung für eine Neukonzipierung und Neuorientierung von Geschlecht, Gender und Identität.
Aus diesem Spannungsfeld aller Bewegungen gegen die heteromaskuline Vorherrschaft in der Sprache ergeben sich folgende Ziele dieses Proseminars: Die genderkritische Analyse und Dekonstruktion des heteromännlich Allgemeinmenschlichen innerhalb aller Geschlechter/Sexualitäten bzw. Geschlechtsidentitäten auf konzeptioneller Ebene (Katgeorien, Hierarchien inkl. heteromaskuliner Hegemonie in der Sprache wie belebt : unbelebt, menschlich : tierisch, männlich : weiblich) und ganz konkret die Analyse des generischen Maskulinums und präfeministischer Personenreferenzen unter Einbezug von Bedeutungskategorien in der Wortmotivation, sprachlichen Registern sowie des Plurizentrismus.
Weitere Informationen zum Proseminar finden Sie auf der Seite der Universität Wien.